(aktualisiert 21.04.2013)
Emissionshandel
Die Antwort der EU auf das Klimaprotokoll von Kyoto ist die Einführung eines Emissionshandels mit CO2-Zertifikaten in 2005. Der ursprünglich erwartete Preis von €17 pro Tonne CO2 ist zur Zeit auf rund €4 gefallen. Ein Grund sind unter anderem die vielen Ausnahmeregelungen für die Industrie. Politiker in Deutschland und der EU haben nun beschlossen, in den Markt einzugreifen und durch Entzug von 900 Mio Zertifikaten das Angebot künstlich zu verknappen und damit die Preise anzutreiben. Jedoch sträubt sich zunächst das Europaparlament.
Übersicht:
- Chronik des Emissionshandels
- Phasen des Emissionshandels
- Emissionshandelssystem
- Einnahmenverwendung aus dem Emissionshandel
- Fehlentwicklungen des Enmissionshandels
Chronik des Emissionshandels
11.12.1997 Kyoto-Protokoll
13.10.2003 EU-Emissionsrichtlinie 2003/87/EG
30.04.2004 Umsetzung in AT im Emissionszertifikategesetz EZG
15.07.2004 Umsetzung in DE im Treibhaus-Emissionshandelsgesetz TEHG
01.01.2005 Start des Emissionshandels
16.02.2005 Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls
20.07.2007 EU beschließt Einbeziehung des Luftverkehrs ab 2012
23.04.2009 EU beschließt Phase III
16.04.2013 EU-Parlament lehnt Entzug ab, zurück an Ausschüsse
Emissionshandelssystem
Der Emissionshandel läuft über das EU Emission Trading System ETS. Die Emissionsrechte werden in Einheiten zu EUA (European Union Allowance) speziell für jede einzelne der zur Zeit 11.000 Anlagen bemessen. Stichtag ist jeweils der 30. April jeden Jahres. 1 EUA entspricht einer Tonne CO2.
Der Handel erfolgt elektronisch über Börsen, Makler oder OTC (Over the Counter). Marktplätze sind:
- ECX European Climate Exchange, London
- EEX Eureopean Energy Exchange, Leipzig (Carbix Index)
- EXAA Energy Exchange Austria, Wien
- BlueNext der NYSE Euronext, New York
Die EUA sind teilweise tauschbar mit folgenden anderen Zertifikaten:
- AAU Assigned Amount Unit des Kyoto-Protokolls
- ERU Emission Reduction Unit aus JI (Joint Implementation)
- CER Certified Emission Reduction aus CDM
Staaten können außerhalb des ETS Emissionshandels direkt/bilateral handeln.
Phasen des Emissionshandels
Phase I
2005-2007 Kostenlose Abgabe von 95% der Zertifikate
Erfassung folgender Industrien mit Anteil von 50% am CO2-Ausstoß:
- Stromerzeugung aus thermischen Kraftwerken ab 20 MW
- Eisen- und Stahlverhüttung
- Kokereien, Raffinerien
- Zement- und Kalkherstellung
- Glas-, Keramik- und Ziegelindustrie
- Papier- und Zelluloseproduktion
Nicht erfasst:
- andere Treibhausgase (Methan, Lachgas)
- Transportsektor (24% des CO2-Ausstosses)
- Privathaushalte (12%)
- Landwirtschaft (8%)
Phase II
2008-2012 Kyoto-Phase I durchschnittlich -5,2% ggü 1990
Staaten können bis zu 10% ihrer Zertifikate versteigern
Ausgleich über Emissionsreduzierung in Drittländern (CDM, JI)
Erweiterte Erfassung der Anlagen (z.B. Cracker)
Einbeziehung des Luftverkehrs ab 2012
Phase III
2013-2020 Nationale Allokationspläne fallen weg; EU-weite Obergrenze
EU-weite Obergrenze von 2.040 Mio t (2013) und später jährlich -1,74%
CO"-Emissionsgrenzen für einige Produkte, z.B. 1,328 kg CO2/kg Stahl
Einbeziehung von Lachgas und Fluorkohlenwasserstoffe
Ausnahmen für energieintensive und exportorientiert Unternehmen
Anteil der Versteigerungen auf 2013 20%, 2020 70%, 2027 100%
Stromproduzenten müssen ab 2013 Zertifikate gänzlich bezahlen
Einschränkung der kostenlosen Zertifikate
Einnahmenverwendung aus Emissionshandel
Die Einnahmen aus dem Emissionhandel werden an die Mitgliedstaaten und Klimafonds ausgeschüttet.
Fehlentwicklungen des Emissionshandels
In der Phase I 2005-2007 wurden jährlich ca. 2.150 Mio Zertifikate ausgegeben, aber nur 2.012 Mio t, 2.034 Mio t und 2.050 Mio t CO2 emittiert. Insbesondere der Energiesektor hat zu viele Zertifikate bekommen.
In der EU-15 wurden gar 4,2% mehr zertifiziert als in 1990 der Ausstoß betrug. Nur DE und UK verpflichteten sich zu einer Reduktion des CO2. In Frankreich wurde 2005 sogar 12% weniger emittiert als Zertifikate ausgegeben wurden. Dadurch fiel der Preis von ehemals €30 auf €9.
In der Phase II 2008-2012 wurden jährlich ca. 2.080 Mrd t Zertifikate ausgegeben, die allerdings nur -1,9% der Emissionen ggü 2005 bedeuten.
Der Nutzen des Emissionshandels ist wissenschaftlich umstritten. Die Planvorgaben scheinen nicht erreicht.