(aktualisiert 07.04.2013)

Offshore Leaks Skandal

Eigentlich bringt der Offshore Leaks Skandal nichts Neues. Es ist zur Genüge bekannt, dass Firmen ihren Haupt-Sitz in Steueroasen (Tax Havens) haben, um in den Genuss von möglichst niedrigen Steuern zu gelangen und Aktivitäten oder Zahlen zu verschleiern (Siehe Steuerkrise)

 

Das Neue ist allerdings der Zeitpunkt und das Ausmaß der Enthüllungen. Gerade nachdem Zypern als Geldwäsche-Mekka mit Steuergeldern aus der Eurozone gerettet wurde, ist dies nun Öl im Feuer für die sparorientierten Staaten. Manche sprechen schon von der größten Steuer-Enthüllung der Geschichte.

 

Endlich werden die unbeschreiblichen Zustände untragbar für die Regierungen in den USA, UK und in Europa. Ein entschlossenes Handeln auf globaler Ebene scheint unausweichlich.

 

Übersicht:

  • Chronik der Offshore Leaks
  • Ermittelnde Organisationen und Zeitungen
  • Die Dateien
  • Offshore Leaks, Beispiele:
    • Mittelsmänner und Helfer
    • B-Bank und CA-Bank in Frankreich
    • Unternehmer G.S.
    • Hollande's Wahlkampf-Schatzmeister J.A.

Hinweis

Alle Namen sind zum Schutz der Personen und Firmen anonymisiert.

Chronik der Offshore Leaks

04.04. Offshore-Leaks: IBIJ hat Festplatte mit 2,5 Mio Dateien

International Consortium of Investigative Journalists

über Duedil an Guardian, Trouw (NL), Washington Post

177.020 Unternehmen haben Direktoren auf Offshore benannt

davon 60.000 derzeit aktiv laut Companies House Register

Isle of Man: 47.161 Unternehmen mit Repräsentanten (83T Einw.)

British Virgin Islands: 17.959 Unternehmen (23T Einw.)

Channel Island Sark: 24 Unternehmen (600 Einw.)

Dubai, Seychellen: A-Group hat 6 Direktoren für 5400 Untern.

04.04. Schäuble freut sich 

04.04. Deutschland, Griechenland, Südkorea, Kanada und die USA

wünschen Kopie der Dateien

05.04. ICIJ und Partnerzeitungen lehnen Herausgabe der Dateien ab

...

Ermittelnde Organisationen und Zeitungen

ICIJ International Consortium of Investigative Journalists

www.icij.org

 

Zeitungen und Nachrichtenorganisationen

Washington Post

Guardian

Le Monde

Süddeutsche Zeitung

L'Espresso

...

Offshore Leaks Dateien

Dem ICIJ wurde eine Festplatte mit 2,5 Mio Dateien zugespielt.

Es handelt sich um Emails und Dokumente.

Offshore Leaks: Mittelsmänner und Helfer

Ermöglicht wird das Offshore-System durch Dutzende sogenannte Offshore Service Provider. Sie sind keine hochprofilierte Industrieorganisationen und bewegen sich ausschließlich im Internet. Die Offshore-Leaks zeigen Kundenverbindungen in über 140 Länder und prominente Personen des Geschäftslebens und der Politik, sogenannte PEPs (Political Exposed Persons). Darunter befinden sich laut ICIJ rund 4.000 Namen aus den USA und Kanada und ungefähr 1.300 aus der EU. Die Masse, allerdings, mit circa 45.000 von rund 77.000 kommen aus China, Taiwan, Singapur und andere Ostasiatische und Südostasiatische Nationen.

 

Ein interessantes Beispiel ist die Offshore Service Provider PCTN, der auf den Cook Inseln gegründet wurde und mittlerweile seinen Sitz in Singapur hat und über 16 Niederlassungen an anderen Orten hat. PCTN nennt sich "One-Stop-Shop" (Alles aus einer Hand) und größter unabhängiger Betreiber in Asien. Einige der Einheiten beinhalten Luxus-Yachten oder Kunstgegenstände.

 

Die Cook Inseln mit ihren weniger als 20.000 Bewohners liegen logistisch 3 1/2 Flugstunden vom nächsten regionalen Wirtschaftszentrum Neu-Seeland entfernt. Während die Schweiz schon seit über hundert Jahren mit Geheimkonten und Steuerschutz dient, haben sich die Reste des Britischen Empires zunächst erst in den 1930er Jahren in der Karibik (Bermuda, Bahamas) und auf den Channel Islands etabliert. In den 1960er Jahren folgten die Cayman Islands und in den 1980ern die British Virgin Islands mit vielen anderen.

 

Die Cook Islands schufen in 1981 Gesetze, die Offshore Banking, Firmen, Trusts und Versicherungen schützten. Initiator war der Neuseeländische Anwalt M.M., der zu jener Zeit als Solicitor General der Cook Islands fungierte. 1986 trat er von seiner öffentlichen Funktion zurück und begann 1987 mit der Firma PTC Ltd. (Ende der 1990er in PCTN umbenannt) das Offshore-Geschäft auf der Hauptinsel Rarotonga (13.000 Bewohner) aufzubauen.

Offshore Leaks: B-Bank und CA-Bank in Frankreich

Die beiden französischen Banken B-Bank und CA-Bank sollen von Ende der 1990er Jahre bis Ende der 2000er Jahre die Gründung einer großen Zahl von Offshore Unternehmen in den British Virgin Islands, Samoi und Singapur für Kunden geleitet haben, die auf der Suche nach Verschwiegenheit und Niedrigsteuern waren.

 

B-Bank soll ihre Aktivitäten über ihre Töchter in Singapur und Hong Kong gesteuert haben, während CA-Bank ihre Genfer Tochter nutzte. Beide Banken bedienten sich der PCTN. Experten sagen, dass jede Verwicklung von Banken in solche Aktivitäten ein hohes Risiko der Mithilfe bei Steuerhinterziehung und Geldwäsche nach sich ziehen. B-Bank soll unter anderem 56 International Business Companies in Jersey, Singapur, Hong Kong, Taiwan, British Virgin Islands, Samoa und den Seychellen gegründet haben.

 

Ein besonders heikler Fall für B-Bank sind die Eigentümer der Gesellschaft MI Ltd. in British Virgin Islands, G.M. und D.C. Letztere sei der Sohn der Erbin C. D.-C. des 2008 verstorbenen Schiffsmagnaten G.D., dessen Staat umfangreiche Rettungshilfen bekommen hat.

 

Ein weiteres Beispiel ist die TF Ltd. in British Virgin Islands. Die Firmendirektoren bestehen auch aus Bankers der B-Bank. Ein Gesellschafter ist ein Vertreter der Schweizer U-Bank.

 

CA-Bank soll bis Ende der 2000er Jahre ebenfalls aktiv gewesen sein und mindestens 36 Firmen durch ihre Schweizer Tochter in Hong Kong und Singapur gegründet haben.

Offshore Leaks: Unternehmer G.S.

Am 04.04.2013 berichtete ICIJ über die Offshore-Aktivitäten von G.S., Schweizer Staatsbürger seit 1976 und inzwischen verstorben. Dieser habe 1993 auf der Südseeinsel Rarotonga (Cook Insel zwischen Neuseeland und Hawaii) ein geheimes Firmenkonstrukt TR-Limited aufgebaut. Eigentümerin der TR sei die TC, später in PCTN unbenannt), die anonyme Briefkastenfirmen gegründet haben soll.

 

Die TR sowie eine zweite Briefkastenfirma TA sollen als Trustees fünf Trusts  verwaltet haben. Darüber hinaus habe G.S. weitere Firmen in anderen Steueroasen (z.B. Panama, British Virgin Islands, Jersey, Luxemburg) gehalten. Dabei soll ihm die Zürcher KLS-Kanzlei, die später auch den Nachlass verwaltete, und sein Family Office (G in Genf, Geschäftsführer W.R., Ex-Weltbankberater) geholfen haben.

Offshore Leaks: Hollande's Wahlkampf-Schatzmeister J.A.

Der Freund und Schatzmeister während des Wahlkampfes von Hollande, J.A., soll über seine Firma E Investments auf den Cayman Islands haben. J.A. und weitere Gesellschafter sollen 2005 die Firma IBS Ltd gegründet haben. J.A. bestätigte dies, bestreitet aber, selbst ein privates Konto oder persönliche Investments dort zu haben. "Ich habe in diese Firma durch E's Tochtergesellschaft in China (CC Ltd.) investiert, die als eine Holding Firma mein Geschäft in China managed".