(aktualisiert 22.11.2011)

Aufgrund seiner Anatomie kann das Internet auf verschiedenste Weise zensiert werden. Hier finden Sie einen Üblick über die Methoden und die Verbreitung:

Übersicht

• Internetzensur in Deutschland
• Möglichkeiten der Internetzensur
• Erste Vollabschaltung in der Geschichte - 27.01.2011
• Welttag gegen Internetzensur - 12.03.2011
• Pakistan führt Liste verbotener Worte ein - 21.11.2011
• Iran startet nationales Internet - Ende August 2011 

Das Internet kann sowohl auf politische, juristische oder technische Weise zensiert werden:

1. Gesetzliche Inhaltsbeschränkungen
2. Richterliche Verfügungen (z.B. Dezember 2010 USA)
3. Filtersoftware zur Blockierung von Inhalten (z.B. China, Iran)
4. Drosselung des Datenflusses (z.B. 2010 Iran)
5. Router-Blockierung bei den Providern (z.B. Januar 2011 Tunesien)
6. Datenentführung durch Umleitung (z.B. Januar 2010 China)
7. Abschaltung der Internetknoten (z.B. Januar 2011 Ägypten)

Die Beeinflussung der Router kann durch bestimmte Software-Protokolle erfolgen, die von den InternetProvidern auf ihre Router (Verkehrsknotenpunkte) eingespielt werden. Die Router geben dann nicht mehr bekannt, wo welche Seiten zu erreichen sind. Folglich können die Datenpakete ihre Adressaten nicht mehr erreichen. Der Datentransitverkehr durch das Land wird allerdings nicht behindert.

Um die Demonstrationen zu unterdrücken hat Ägypten am 27.01.2011 um 23:34 Uhr das Internet abgeschaltet. Dies ist ein nie dagewesener Vorgang in der Geschichte des Internets.

Nach Meinung des Internet-Beratungsunternehmens Renesys wurden offenbar die vier großen Internetanbieter in Ägypten, Link Egypt, Vodafone/Raya, Telecom Egypt und Etisalat Misr vollständig von der Außenwelt abgetrennt. Dies sei durch Störung aller rund 3500 BGP-Routen geschehen. Das BGP Border Gateway Protocol vebindet einzelne Provider untereinander und mit Nachbarnetzen im Ausland. Vermutlich seien durch Computerbefehl die Informationen zur Datenweiterleitung gelöscht worden. Die Domain Name Server waren aus dem Internet verschwunden, so dass wegen fehlender Übersetzung der Server-IPs alle Internetadressen mit der ägyptischen Endung ".eg" Fehlermeldungen aufzeigten. Diese Unterbrechung ist auch deshalb so effektiv, weil nicht einmal eine Umleitung auf einen Pryox-Server im Ausland möglich ist, meint das Internet Storm Center des SANS Institute. Ägypten ist folglich von der Internetweltkarte verschwunden.

Nicht betroffen ist der Internetprovider Noor Data Networks, über den die ägyptische Börse läuft.

(Quelle: Der Spiegel 28.01.2011)

Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" stellt am 12.03.2011 eine Liste der Staaten vor, die versuchen das Internet zu kontrollieren:

• Gruppe der 10 "Feinde" des Internet:
  • China, Iran, Libyen, Saudi-Arabien mit gefiltertem Internet
  • Burma, Kuba, Nordkorea mit abgeschottetem Internet
  • Syrien, Turkmenistan, Usbekistan, Vietnam
• Gruppe der 16 Länder auf der Beobachtungsliste:
  • Russland, Türkei, Malaysia, Venezuela
  • Frankreich wegen Internetsperren für Kinderpornographie
  • Australien, Bahrain, Weissrussland, Ägypten, Eritrea, Sri Lanka, Thailand, Tunesien, Vereinigte Arabische Emirate
• Gruppe der 40 feindliche Individuen oder Institutionen
  • Eritrea: Issaias Afeworki, Präsident
  • Gambia: Yahya Jammeh, Präsident
  • Guinea-Äquatorial: Teodore Obiang Nguema, Präsiden
  • Nigeria: Ogbonna Onovo, Polizeigeneralinspekteur
  • Ruanda: Paul Lagame, Präsident
  • Somalia: Islamistsche Milizen Al-Shabaab, Hizb-Al-Islam
  • Swaziland: Mswati Ill, König
  • Zimbabwe: Robert Mugabe, Präsident
  • Kolumbien: Paramilitätische Gruppe Black Eagles
  • Kolumbien: FARC Revolutionsarmee
  • Kuba: Raul Castro, Präsident des Staats- und Ministerrats
  • Mexiko: Sinaloa, Golf- und Juarez-Kartelle
  • Afganistan/Pakistan: Mullah Mohammad Omar, Talibanchef
  • Burma: Than Shwe, Kopf der Militärregierung
  • China: Hu Jintao, Präsident
  • Nordkorea: Kim Jong-il, Generalsekretär der Arbeiterpartei
  • Laos: Choummaly Sayasone, Präsident
  • Nepal: Nepalesische bewaffnete Gruppen
  • Philippinen: Privatmilizen
  • Sri Lanka: Gotabhaya Rajapakse, Verteidungsminister
  • Vietnam: Nong Duc Manh, Generalsekretär Komm. Partei
  • Aserberdschan: Ilham Aliev, Präsident
  • Weisrussland: Alexander Lukaschenko, Präsident
  • Spanien: ETA, Terrororganisation
  • Italien: Organisiertes Verbrechen
  • Ksachstan: Nursultan Nazarbayev: Präsident
  • Usbekistan: Islam Karimov: Präsident
  • Russland: Wladimir Putin, Premierminister
  • Russische Föderation Tschetschenien: Ramzan Kadyrov, Pr.
  • Turkmenistan: Gurbanguly Berdymukhamedov, Präsident
  • Saudi Arabien: Abdallah ibn Al-Saud, König
  • Iran: Ali Khamenei, Führer der Islamischen Republik
  • Iran: Mahmoud Achmadinetschad, Präsident
  • Israel: Israelische Verteidigungskräfte
  • Libyen: Muammar Gadafi, Staatschef, Revolutionsführer
  • Syrien: Bashar al-Assad, Präsident
  • Palästina: Executive Force, bewaffneter Arm der Hamas
  • Palästina: Security Forces der Palästinenserbehörde
  • Tunesien: Zine el-Abidine Ben Ali, Präsident
  • Yemen: Ali Abdallah Saleh, Präsident

Am 05.08.2011 berichtet Reporter ohne Grenzen ROG, dass die Iranische Regierung die Vollabschaltung des Internets für Ende August 2011 plant und stattdessen eine nationales, gesteuertes Internet starten wird. Für Anfang 2012 sei auch eine eigene Suchmaschine "Ya Haq" geplant.

Am 21. November 2011 meldet Heise Online, dass Pakistan Mittwoch dieser Woche eine Zensur von obszönen und blasphemischer Wörter bei SMS einführen wird. Verwendet werden soll eine Filtersoftware, die für Spam entwickelt wurde. Die in Englisch verfasste Liste ähnelt einer Liste von verbotener Trikot-Aufdrucke in der NFL. Schon seit einiger Zeit versucht Pakistan den Zugriff auf ponografische und goteslästernder Webseiten zu blockieren. Im Sommer 2011 wurden verschlüsselte Verbindungen verboten.